Sonntag, 22. Januar 2012

"Die Quelle" – eine Geschichte von SM

SM schickt mir ihre Lieblingsgeschichte die sie selber geschrieben hat und bittet mich, sie auf meinem Blog zu veröffentlichen:

«Die Quelle

Es war einmal eine Quelle. Sie hatte die Eigenschaft, dass sie die Wahrheit aussprach wenn es Vollmond war und der Mond sich in ihr bzw. in dem kleinen Quellteich spiegelte, der sich aus ihr bildete. Das geschah aber nur, wenn man ein gutes Herz hatte.

Es war nämlich eine wissende, eine weise Quelle, die einzige von vielen, ja Tausenden von redenden Quellen der grauen Vorzeit, als die Menschen noch an die große, weise Mondgöttin und an Mutter Erde, die alles Leben hervorbrachte, glaubten.

Diese Quelle entsprang in einer kleinen Wiese, an einem Hang mitten im Nordwesten eines europäischen Landes. Sie war uralt und wie gesagt wissend. Mädchen kamen zu ihr und hörten ihrem traurig-komischen Singsang zu. Manchmal war er lustig, manchmal wispernd. Die Quelle sang Silben und spielte mit ihnen. Zum Beispiel:

Sa sa, se se
Ma ma, le le
ra ra, te te
sa sa, le le

Die Mädchen sangen mit der Quelle, sprachen mit ihr und fragten sie etwas. Manchmal antwortete die Quelle… Ein Mädchen mit Namen Amaryllis hatte eine besondere Beziehung zu ihr:

Täglich ging sie zu ihr und sprach und sang mit ihr. Sie pflückte Blumen und ließ sie im Quellteich schwimmen. Manchmal hielt sie ihre Hände in den plätschernden Quellwasserstrahl und benetzte ihre Augen damit, wodurch sie strahlender wurden. Sie wurde von Tag zu Tag schöner; bald war sie eine junge Frau und wollte sich verlieben. Sie sang mit der Quelle und stellte dann im Inneren die Frage, welcher junge Mann denn der richtige für sie sei.

„Quelle, Quelle, du weißt alles, gib mir einen Rat, wen soll ich wählen? In wen soll ich mich verlieben?“

Die Quelle ließ eine helle, silberne Mondmusik erklingen, feiner als Spinnwebtautropfen und höher als eine Xylophon-Melodie:

„Phillip ist klug, wähle Phillip, er ist gut. Er hat ein mitfühlendes Herz. Er ist schön gebaut und hat weizenfarbene, lange, lockige Haare. Ich weiß“ – und an dieser Stelle ließ die Quelle ein feines, glockenhelles Lachen ertönen – „er wird alles für dich tun, denn er ist bereits in dich verliebt!“

„Danke, Quelle!“ – sagte Amaryllis.»

Was sagt diese Geschichte euch, meinen Leserinnen und Lesern?

1 Kommentar:

  1. "Was sagt diese Geschichte euch, meinen Leserinnen und Lesern?"

    .....ich möchte Phillip kennenlernen.

    :-) kleiner Scherz von Katharina

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