Dienstag, 31. Juli 2012

Etappensieg. Wenn aus Kindern Erwachsene werden


Drei Geburten, drei Taufen, drei Einschulungen in die Waldorfschule, drei Konfirmationen, drei Führerscheine, drei Abiture…. Jede Menge Kinderkrankheiten gab es zu überstehen (zusammen hattet ihr etwa zwölf Mal Scharlach), es galt gut 9000 Mal Abendessen zu machen, vorzulesen, zu singen, zu staunen, einzugreifen oder Geschichten zu erzählen…

Bevor ein Mensch auf der Erde geboren wird, befindet er sich irgendwo in der großen Unendlichkeit, im Land der Ferne, im (unbekannten) Meer der Unendlichkeit, im Universum oder auch in der Geistigen Welt. Mit wem oder was ‚ein Mensch‘ – oder sollte ich schreiben: ‚ein Geistkeim‘? – dort verbunden ist und was der Anlass, die Gründe oder auch Willensintentionen sind, auf die Erde kommen zu wollen, wissen wir nicht mehr, wenn wir auf Erden als Säugling angekommen sind.

Dieser Lebensintention aber im Laufe des Lebens habhaft zu werden und ihr zu folgen, gehört zu den wundersamsten Möglichkeiten des Menschseins in seiner irdischen Lebenszeit auf Erden.

Jeder von uns ist vor seiner Geburt allein, ganz allein – und nach seinem Tod auch wieder. Im großen Meer der Geistigkeit gibt es die Möglichkeit, sich als Impuls so zusammenzuziehen, dass die Folge davon ist, dass Menschen in konkrete Schicksalszusammenhänge geboren werden. (Wie vielen Menschen begegnen wir in unserem Leben?) Mit der physischen Begrenzung und Eigenständigkeit des Individuums gilt es in das soziale Meer des Miteinanders einzutauchen Aus der großen Geistigkeit gebiert sich qua physischer Inkarnation das menschliche, soziale und seelische Miteinander auf der Erde. Daran können wir wachsen, bevor wir am Ende des Lebens wieder in die Geistigkeit eintauchen, die uns zwar Einsichten aber keine Erfahrungen mehr ermöglicht.

Es gibt also Gründe. Um physisch auf die Welt zu kommen sind zunächst nur Eltern nötig – mehr erst einmal noch nicht. Für die seelische und geistige Entwicklung hingegen braucht es aber noch viel, viel mehr – und vor allem viele andere Menschen, in ihrer jeweiligen Ausprägung.

Da die Eltern ja schon länger auf der Erde sind, gibt es meistens ein komplexes und manchmal auch nicht ganz einfaches Verwandtschafts- und Freundschaftsnetz, kurz, ein soziales Umfeld, in das sich der neue Erdenbürger einfügt – oder auch einfügen muss, etwas anderes bleibt ihm ja nicht übrig. Für etwa zwanzig Jahre obliegt es dem sozialen Netz, welches sich im Laufe der Jahre bewegt und hin und her wogt, sich vergrößern oder verkleinern kann, Höhen oder Tiefen erlebt, dem neuen Erdenbürger etwas von der Welt zu zeigen – ihn zu „sozialisieren“, ihn in seiner Entwicklung, die eigene Freiheit in Verantwortung zu ergreifen, zu begleiten.

Dazu gehört es, ihm zunächst ein zu Hause zu bieten, Wärme, Liebe und eine Hülle zu geben, für das leibliche, seelische und geistige Wohl zu sorgen, soziale Erfahrungen und Ereignisse möglich zu machen, Kultur, Bildung, Reisen…

Das soziale Netz tut gut daran, eine feine Wahrnehmung dessen zu bekommen, was der einzelne Mensch mitbringt, welche Fähigkeiten und Möglichkeiten in ihm schlummern und im Laufe der Jahre, so etwa ab der zweiten Hälfte der Kindheit, sensibel darauf zu schauen, wohin sich der Blick des Heranwachsenden wendet und welche Impulse oder Ahnungen den jungen Menschen in die Zukunft führen.

Hinter mir liegen fünfundzwanzig Jahre Familienleben. Drei Kinder sind zu Erwachsenen geworden. Aus diesem Grund feiern wir ein Fest und schauen vor und zurück:

Ihr habt eure ersten Schritte gemacht, eure ersten Worte gesprochen und irgendwann das erste Mal euren Namen geschrieben. Ihr seid in den Kindergarten gegangen, habt in der Schule lesen, rechnen und schreiben gelernt. Es galt Freundschaften zu begleiten, sie entstanden und vergingen, Tränen die vor Freude oder aus Leid geflossen sind zu trocknen, Abenteuer die es innerlich und äußerlich zu bestehen galt mitzumachen…

Wir blicken auf gemeinsame Reisen zurück und irgendwann habt ihr begonnen alleine unterwegs zu sein, es gab Geburtstage zu feiern und Schokoladenkuchen zu backen, erst haben wir eure Feste gestaltet, dann organisiert und irgendwann toleriert, es gab Probleme zu lösen, Absprachen zu treffen, es galt zu sprechen oder zu schweigen und immer wieder die Freude zu erleben, dass ihr Drei euch inkarniert habt.

Wir haben eine bunte und schöne Zeit miteinander gehabt – und werden sie weiterhin haben. Und weil, neben euch selber, viele Menschen an eurer bisherigen Entwicklung beteiligt waren, laden wir sie und euch alle ein, um zusammen zu feiern. Kindheit und Jugend liegen hinter euch, euer Erwachsen sein mit eurer Selbstständigkeit, eurer Gestaltungsfähigkeit und dem langen und spannenden weiteren Lebensweg beginnt.

In der Hoffnung, dass eure Kindheit und Jugend euch auf dem Weg eurer Lebensintentionen unterstützt und gefördert hat, ich bin stolz auf euch, dass ihr drei so prächtige Menschen geworden seid, die sensibel für die Belange anderer sind und die eigenen Ahnungen erst nehmen und verwirklichen. Eine Etappe ist geschafft, ein neuer Abschnitt beginnt!

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