Mittwoch, 9. November 2011

Suche nach Trost.

Zum Tod von Angela Albeck-Henke am 4.11.2011

Wenn ein Geist stirbt,
wird er Mensch.
Wenn ein Mensch stirbt,
wird er Geist.
Novalis

Angela, du bist gegangen. Du hast dich blitzschnell aus der irdischen Welt zurückgezogen, bist von dieser Erde verschwunden. Plötzlich, unerwartet und überraschend. Die Tür der geistigen Welt hat sich geöffnet und du bist hineingeschlüpft. Lungenembolie wird gesagt. Keine Chance. Die Nachricht kam einige Stunden später. Deine große Tochter hat mich angerufen. Mutig und tapfer: „Du, die Mama ist gestorben.“ Diese Nachricht hat mich gepackt, sie macht mich sehr betroffen. Wir waren gleich alt und haben so viele gemeinsame Tage verbracht. Das was war, wird nun Erinnerung genannt.

Du warst zart und schmal gebaut und doch voller innerer Kraft. Zäh warst du in jeglicher Hinsicht. Es war immer eine Leichtigkeit um dich. Du hast voller Positivität in die Welt geblickt. Auch dann, wenn die Situation schwierig war. Du hast das Helle und Gute in der Welt hervorgehoben. Dich hat es immer ins Licht gezogen. Und diese Kraft hat dich nicht nur getragen, sondern diese hast du auch ausgestrahlt. Schönheit war dir wichtig, Ästhetik. Du trugst immer Schmuck, eine Perlenkette und Perlenohrringe. Gleichzeitig hattest du etwas ganz Bescheidenes.

Ich habe immer wieder gestaunt über dich, denn ich bin so ganz anders veranlagt. Was du wirklich in großartiger Weise konntest war, dich aus der Sympathie für einen Menschen heraus für dessen Themen zu begeistern. Dich dafür zu interessieren. In der Hinwendung zu anderen Menschen bist du immer ein Stück den Weg des Anderen mitgegangen, um deinen eigenen zu suchen. Du konntest offen und voller positiver Zuwendung sein. Soweit ich weiß sind dir Erfahrungen mit der Unterwelt erspart geblieben.

Dich hat die klassische Musik getragen. Und daraus konntest du nicht nur schöpfen, sondern du konntest damit auch andere tragen und erheben. Ihnen in der eigenen Musik, im Klang des Lebens eine Heimat geben. Deinen Blick hast du auch auf Kinder gerichtet. Auf deine eigenen und auf die Kindergartenkinder, die du begleitet hast. Du hast das Werdende im Menschen gesehen und unterstützt. Hast Fähigkeiten wachsen lassen. Und so warst du auch selber eine sich Wandelnde, im sanften Lufthauch des Lebens sich Bewegende, deren Standpunkt zwar klar, mir aber nicht immer zugänglich war.

Ich erinnere mich gerne an unsere erste Begegnung, ich stand an deiner Haustür, weil ich in ein fremdes Dorf gezogen war und bat darum, euch kennen zu lernen. Daraus erwuchs eine lebendige Freundschaft. Unsere Kinder waren sich jahrelang die nächsten. Wir haben den Alltag miteinander geteilt, aber auch zusammen gearbeitet. An geistigen Fragen zum Beispiel, du hast dich dem Rosenkreuzertum so nah gefühlt. Und wir haben gemeinsam im Kindergartenvorstand um das soziale Miteinander gerungen. Wir kamen beide aus der Stadt und waren auf dem Land gelandet. Die Jahre in Königsfeld sind für mich durch dich und deine Familie in leuchtender Erinnerung.

Unser letztes Gespräch handelte von einem möglichen Teilzeit-Studium an der Alanus Hochschule in der Kindheitspädagogik, damit du deine berufliche Tätigkeit hättest professionalisieren können. Dein Leben lag vor dir, so dachten wir alle, die Zukunft ganz offen. Aber plötzlich hat sich die Tür geschlossen. Nun blicken wir auf die irdische Vergangenheit und müssen mit dem plötzlichen Übergang umgehen. Das was kommt, deine geistige Zukunft, können wir nur erahnen. Angela, du bist mitten im Leben und plötzlich gestorben, in die geistige Welt zurückgekehrt. Ich werde dich vermissen und bin dir sehr dankbar, dass du meine Freundin warst.

1 Kommentar:

  1. Liebe Sophie,
    sie sprechen mir mit ihren sehr liebevollen Worten, die den Menschen „Angela Albeck-Henke beschreiben, aus der Seele. Auch ich durfte ein Stück des Weges mit Angela gehen, sie hat mir mit sehr viel Liebe, Kraft und Freude, die Freude am Singen, mit sehr einfühlsamen Stimmbildungsübungen“ übermittelt.
    Auch haben wir, in manchem Gespräch, den „Lebensalltag“ mit seinen größeren und kleinen Problemen mit einander besprochen und diskutiert. Einander Mut und Kraft zugesprochen.
    Ja, sie konnte Motivation und Freude ausstrahlen auch wenn es tief in ihrem Herzen anders aussah, so wie sie schreiben „Ihr Standpunkt war klar, aber auch für mich nicht immer zugänglich“.
    Auch ich werde sie vermissen
    Ursula

    AntwortenLöschen