Freitag, 1. Januar 2010

Wunsch und Wille. Vorsätze im neuen Jahr

Wenn es um Weihnachten geht, sind Wünsche nicht fern. Besonders Kinder wiegen sich in Wünschen, die sie auf Wunschlisten schreiben und ihrer Umgebung bekannt machen, damit ihre Wünsche in Erfüllung gehen. Kinder wünschen sich gerne etwas von anderen - Geschenke.

Zu Neujahr sieht das anders aus. Da geht es zwar auch um Wünsche, aber da sind es meist die Erwachsenen, die sich etwas wünschen. Und sie wünschen sich keine Geschenke von anderen, sondern, sie wünschen sich etwas von sich selbst. Sie wollen etwas verändern, etwas erreichen, etwas anfangen, aufhören, abschließen, durchhalten und so weiter. Da gibt es unendlich viele gute Vorsätze zu verzeichnen.

Der Begriff „Wunsch“ ist etymologisch nicht weit von dem Begriff „Wille“ entfernt. Wünschen und wollen gehören zusammen. Das eine Wort richtet seine Aufmerksamkeit mehr nach außen, in die Umwelt und das andere nach innen, in die Innenwelt des Individuums.

Unser Wille lässt uns Ziele verfolgen. Er lässt unsere Füße gehen, unsere Hände zugreifen oder zuschauen, er richtet unseren Blick aus. Der Wille ist tief im Menschen verankert und lässt sich nicht so einfach verändern. Er hat mit unseren innersten Intentionen zu tun und ist uns nicht immer bewusst. (Mit welchem „Letter of intent“, welcher „Absichtserklärung“ seid ihr angetreten? Wo wollt ihr in der Zukunft landen?)

Wie der Wille im Inneren eines Menschen aktiviert wird, wie der Wille in Bewegung kommt und sein Ziel anstrebt und verfolgt, das liegt oft im Verborgenen unseres Bewusstseins. Meist lässt sich nur im Nachhinein etwas darüber sagen, wie der Wille eines Menschen ausgerichtet ist, denn wenn das Ziel erreicht ist, sieht man den dahinter stehenden Willen deutlicher.

Wunsch und Wille richten sich im Zeitenstrom auf die Zukunft. Wünsche entstehen jedoch in der Gegenwart. Sie hängen von der momentanen Lebenssituation und vom sozialen Umkreis ab. Der Wille jedoch nistet sich in der Vergangenheit in uns ein. Er entsteht in einer ganz privaten, individuellen und persönlichen Vergangenheit, die mit der gegenwärtigen sozialen Umgebung unter Umständen gar nichts zu tun hat. Aber auch er sucht seine Erfüllung in der Zukunft, er strebt unablässig in das Kommende. Wunsch und Wille müssen also in der Gegenwart gestaltet werden, um in der Zukunft anzukommen.

Als Schwierigkeit kommt hinzu, dass es ja auch viele unbewusste Wünsche gibt, einen Willen, den wir gar nicht in Worte fassen können, gar nicht im Bewusstsein haben. Da gibt es die verbotene Ebene, die notwendige, natürliche und unnatürliche, die geheimen und unmöglichen Wünsche oder Willensrichtungen. Es gibt das Sehnen und Begehren, das Verlangen und die Träume, das Bedürfnis und den Drang.

Walter Benjamin beginnt seine kleine Erzählung „Wintermorgen“ in der Sammlung: „Berliner Kindheit um neunzehnhundert“ mit den folgenden - einfachen und doch so tiefsinnigen - Worten:

"Die Fee, bei der man einen Wunsch frei hat, gibt es für jeden. Allein nur wenige wissen sich des Wunsches zu entsinnen, den sie taten; nur wenige erkennen darum später im eigenen Leben die Erfüllung wieder."

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern ein glückliches neues Jahr und hoffe, dass viele von euch im anbrechenden Jahr etwas von der Erfüllung mitbekommen, die sie sich einst in Wünschen und Willensbekundungen mit auf den Weg nahmen – denn an der Realisierung dessen, was wir als Vorsatz in uns tragen, können wir einen aktiven Beitrag leisten.

1 Kommentar:

  1. Liebe Sophie, einen besonnenen gradalis ~ Weg für das Jahr zweitausend und 10 wünscht Katharina


    http://www.oel-bild.de/bilder/2932M.jpg

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