Sigrid und Wolfgang Garvelmann gehören zu meinem Beziehungsnetzwerk – vor vielen Jahren sind sie in meinem Leben aufgetaucht und seitdem gehören sie dazu.
Im Laufe des Lebens begegnet man ja einer Menge Menschen. Und es ist überhaupt kein Problem, immer wieder Unbekannte, noch nicht Gekannte zu treffen. Meistens ist es eine „sachliche“ Frage oder „konkrete“ Aussage, die ein Gespräch zwischen Menschen beginnen lässt. Und ob sie einander wiedertreffen, hängt gemeinhin davon ab, ob Sympathie entsteht, Neugier, ob ein Funke überspringt – oder auch ein Rätsel sichtbar wird, eine Frage entsteht oder ein Vorhaben zu ergreifen ist – was dann zum Anlass wird, einander tiefer in die Augen zu schauen. Es bleibt aber ein Mysterium, wer wann wen trifft – und etwas daraus macht.
Sigrid und Wolfgang Garvelmann habe ich auf einem Autobahnparkplatz kennengelernt. Wir waren verabredet – obwohl wir uns nicht kannten, denn wir sollten zusammen zu einem bestimmten Treffen fahren. Unsere erste Begegnung stand also im Lichte einer langen Autofahrt über Deutschlands Autobahnen.
Auf dieser Reise erfuhr ich, dass Sigrid und Wolfgang Garvelmann gemeinsam ein heilpädagogisches Heim für seelenpflegebedürftige Kinder in Gaienhofen-Horn am Bodensee gegründet und es fast vierzig Jahre geführt haben. Wolfgang ist ursprünglich Arzt, Sigrid Säuglingskrankenschwester und Heilpädagogin. Sie hat bei Margarethe Wilke in Eckwälden „gelernt“ und dann bei Bernard Lievegoed im Zonnehuis in Holland gearbeitet, bevor das Haus Höri am Bodensee seine Arbeit aufnahm. Sie war, mit ihren sechs eigenen Kindern, die „Seele“ der heilpädagogischen Einrichtung. Wie sie mir nachdrücklich versichert, waren die seelenpflegebedürftigen Kinder die Lehrmeister ihres Lebensweges.
Sigrid und Wolfgang haben ihr Leben ganz und gar der Heilpädagogik gewidmet. Und da sie konträre Fähigkeiten und Charaktere mit in Ehe und Arbeit gebracht haben, Sigrid die „Praktikerin“ und Wolfgang der „Theoretiker“, bildeten sie eine erfüllende Ergänzung zueinander – wie sie mir schmunzelnd und über sich selbst lachend immer wieder erzählten.
Als wir uns kennenlernten stand unser gemeinsames Interesse an einem Treffen von Seminarteilnehmern, die sich alle mit den Inhalten des letzten Buches von Bernard Lievegoed „Über die Rettung der Seele“ beschäftigt hatten, im Vordergrund. Obwohl wir uns also „fremd“ waren, entstand direkt eine Nähe, die von den gemeinsamen Fragen, Nöten und Bedürfnissen getragen war. Seitdem verbindet uns eine Freundschaft besonderer Art, denn altersmäßig trennen uns gut vierzig Jahre.
Über diese Freundschaft lässt sich einiges sagen: sie währt nun schon viele Jahre, ist durch unterschiedliche Phasen gegangen, hat einige Meinungsverschiedenheiten ausgehalten, schließt einige Themen und Bereiche aus, wird aber vor allem durch eine unglaublich große Herzlichkeit getragen, die es uns ermöglicht, an vielen Gebieten des jeweiligen Lebens teilzunehmen und uns zu unterstützen. Man könnte es auch so sagen: Wir haben Bedeutung füreinander bekommen.
Sigrid Garvelmann ist eine kleine energievolle Frau mit leuchtenden Augen und schlohweißen Haaren, die dankbar auf ihr Leben blickt und die Dinge – damals wie heute – nimmt, wie sie sind. Für Wolfgang Garvelmann steht die Anthroposophie im Vordergrund. Er hat in seinem Haus ein kleines Turmzimmer, in das er sich nächtelang zurückzieht, um über elektronische Wege mit Freunden und Gefährten wichtige Fragen zu bewegen.
Bei unserem letzten Treffen hat mir Wolfgang Garvelmann sein neues Buch geschenkt. Und ich habe es gelesen. Ich habe es gelesen, weil er es geschrieben hat, deshalb hat es mich interessiert. Nicht, weil es so direkt „mein Thema“ ist. Zu Wolfgang Garvelmanns Netzwerk gehört Judith von Halle. Sie bewegt in der anthroposophischen Bewegung die Gemüter. Wolfgang Garvelmann hat sich mit ihr als Person und mit dem, was sie über ihre Christuserlebnisse berichtet, intensiv beschäftigt. Und da sie selbst und das, was sie präsentiert, für ihn Bedeutung haben, hat er diese Bedeutung öffentlich gemacht. Mit der Publikation seines Buches stellt er Judith von Halle als Zeitgenossin ins Licht und bekräftigt die Bedeutung ihrer Wirksamkeit.
Obgleich er sich als Autor mit persönlichen Statements zurückhält, ist seine Bewunderung nicht zu verkennen. Und nicht nur die Begeisterung über die Tatsache, dass Judith von Halle „da“ ist, sondern auch über die Richtigkeit und Wichtigkeit ihrer Mitteilungen. Es ist auch nicht das erste Buch, das Wolfgang Garvelmann dem Thema Christus widmet.
Die Werte, Wahrheiten, Haltungen und Sichtweisen, die Wolfgang Garvelmann für richtig, wichtig und gut hält, bekommen in seinem Buch eine allgemeingültige Bedeutung – denn er hebt sie über sich selbst - und natürlich über Judith von Halle – hinaus. Zur Thematik des Buches kann ich keine dezidierte, fachkundige Stellung nehmen – denn auf diesem Feld kenne ich mich gar nicht aus. Schreiben kann ich aber, dass Wolfgang Garvelmann ein Buch geschrieben hat, das auf sachlicher Ebene von großem Wert ist, denn es nimmt dem Leser viel eigene und mühselige Recherche ab. Nebeneinander werden nämlich die Aussagen von Anna Katharina Emmerick, Therese Neumann und Judith von Halle gestellt, die alle tiefgreifende Christuserfahrungen haben und hatten. Wolfgang Garvelmann zitiert, kommentiert und bettet diese Erlebnisse in seine Erkenntnisse ein.
Menschen verleihen Gedanken, Ideen und Überzeugungen Bedeutung.
Wolfgang Garvelmann: Sie sehen Christus. Anna Katharina Emmerick, Therese Neumann, Judith von Halle. Erlebnisberichte von der Passion und der Auferstehung Christi. Eine Konkordanz. Verlag am Goetheanum, Dornach/Schweiz, 2008.
Wolfgang Garvelmann: Ich bin bei euch. Christuserfahrung heute. Zeugnisse und Wege christlicher Offenbarung, Mystik und esoterische Schulung. Verlag Die Pforte im Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz, 1994.
Siehe auch im Internet: http://home.tiscalinet.ch/wolfgang.garvelmann
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Hilde Domin
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