Es ist etwas passiert. Dein Selbstverständnis als Möglichmacherin, als
Organisierende, Begleitende und Unterstützende muss neu ergriffen werden, sich
transformieren, anders angegangen werden. Gerne hast du die Fäden im
Hintergrund miteinander verknüpft, beobachtet, wer wo eingesetzt werden könnte,
wo es fließt und wo es stockt.
Du hast dein Schicksal angenommen, hast nicht versucht ins Rampenlicht zu
treten, sondern hast mit deiner stillen Art den Anderen eine warme Umhüllung
geboten. Auf deiner Unterschrift aber hast du bestanden und das ist gut.
Von weit her bist du gekommen, bist Schritt für Schritt auf deiner
Lebensreise gegangen, weit und breit und lang in die Fremde hinein, in der du
angekommen bist. Die alte Heimat, wie ein Traum im Urgrund deines Seins, weht
mit einem leisen Gruß herüber – mehr nicht. Das Leben findet hier statt. Hie
und da schaust du den Flugzeugen am Himmel nach. Die Sprache, noch immer fremd,
nistet sich nicht ein. Von außen kommend erfasst du ihren Sinn, doch aus dir
heraus wird sie nicht geboren.
Stets der Blick nach außen, deine Frage: Was brauchen die Anderen? Was
braucht der Prozess? Und: Was kann ich geben, beisteuern, schenken? Dein Sein:
immer auf das Ganze gerichtet, Entwicklung, Neugriff – still und leise. Du hast
Sorge getragen, uneigennützig. Aufmerksamkeit und Hingabe sind deine großen
Schätze. Nun muss die Aufrichtekraft alles geben, was sie finden kann. Der
Blick wandert nach innen und findet Schwäche vor.
Wie eine Schattenkönigin sitzt du da. Dein Reich zerbröselt. Du schaust ihm
nach. Es war einmal… Alles muss anders werden. Der Umkreis ist gefragt.
Verunsichert schaust du mich mit deinen kleinen Augen an, versinkst in
Gedanken. Irgendwohin. Die offenen Ränder der Wolken nehmen dich mit, sanft und
staunend kannst du dich ihnen nicht erwehren. Dein Körper ist zurück. Er ist da
und das ist ein Glück. Noch etwas wackelig und vorsichtig bist du auf den
Beinen. Deine Stimme leise und fragend. Warum nur? Und: Wie weiter?
Die Welt muss sich drehen, der Blick sich dir annehmen. Ich erkenne dich
wieder und doch bist du neu. Wir können uns auf Gewohnheiten nicht ausruhen.
Die Rollen dürfen gewechselt werden, ja alles muss neu und anders werden, und
doch bleiben wie es ist, das eigene Selbstverständnis fordert Wink und Wandlung
im Gewordenen, die Zäsur eröffnet ein neues Kapitel, Zukunft weht herein – noch
lau, der Schritt nur zögernd.
Die Neuerfindung braucht Zeit. Auf der physischen Ebene kommt alles wieder
in Ordnung. Jetzt ist es die Seele, die den Weg finden, sich neu ergreifen,
geistig werden muss. Punkt und Umkreis stülpen sich um, wir alle sind gefragt.
Dein business ist auch unser business. Vertrau! Die Welt sieht anders aus. Ein
paar Schneeglöckchen kommen aus den kahlen und grauen Wiesen hervor – mehr ist
es noch nicht. Der Frühling lässt auf sich warten – aber er kommt bestimmt, das
lässt sich die Zukunft nicht nehmen.
Lyrik
das Nichtwort
ausgespannt
zwischen
Wort und Wort
Hilde Domin
das Nichtwort
ausgespannt
zwischen
Wort und Wort
Hilde Domin
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