Anfangen – jeder Schreibprozess hat einen Anfang. Der Abgrund will überwunden werden. Ich wähle einen Moment, der mir einen Beginn ermöglicht. Ohne diesen tatsächlich ergriffenen Augenblick entsteht auf dem Papier - und dem Computerbildschirm - nichts. Anfangen heißt loslaufen, weitergehen, Möglichkeiten schaffen, eröffnen – eben beginnen.
Buchstaben – ich nutze die 26 Buchstaben unseres Alphabets, um die passenden Worte zu bilden, zu kombinieren, sich begegnen zu lassen. Dafür begreife ich sie, fasse sie an und schmecke sie um dann von meinen Funden zu berichten.
Chaos – ein belebender Aspekt in der Sprachwelt. Gedanken, Stimmungen, Ideen… Ein Schreibprozess nutzt das kreative Chaos um etwas Neues zu erschaffen, Signale zu setzen, um Farben zu kombinieren, neue Blickwinkel einzunehmen.
Dichter – dichte Worte, verdichtete Kombinationen, dichterische Freiheit, gedichtete Bilder. Dichter und Gedichte mag ich sehr.
Erwägen - erfassen, erdichten, ergreifen, ergötzen und erbrechen, erschrecken, erkennen und erstarren. Erinnerungen festhalten. Enden.
Fantasie – ist zum Schreiben notwendig. Wenn ich dumpf bin, kann ich nicht schreiben. Worte fordern innere Beweglichkeit, Plastizität, polyphone Bilder – fantastische Texte entstehen durch fantasievolle Eingangstore.
Gewebe – ich webe mit Worten und produziere Geschriebenes. Aus meinen Gedanken entstehen unterschiedliche Muster, die geduldig warten gewichtet zu werden. Von der Gabe zur Aufgabe – ohne aufzugeben oder anzugeben. Eben frei etwas zu geben und die Grenzen zu wahren.
Handeln – Schreiben ist Handlung, Tat und „geronnener Wille“. Texte sind Abenteuer und unübersehbare Unterfangen – Höhen und Tiefen inbegriffen.
Ich – zu meinem Ich stehe ich, wenn ich schreibe und veröffentliche. Ohne mein Ich geht es nicht - dazu muss ich stehen und darf nicht sitzen. Intertextuelle Diskurse schreiben sich über Worte fort und bereichern individuelle Entfaltungskräfte. Intuition, Inspiration und Imagination.
Ja sagen – auch wenn es unbequem ist. Mich im Tanz von Ja und Nein mit drehen und wenden, die Polaritäten berühren und abwägen, jetzt ja sagen, den Job ernst nehmen und Jazz dabei hören.
Können – mein Können auf die Probe stellen. Kommentare erwarten, Kreativität einsetzen, Klagen erinnern und klug erwidern.
Lesen – was andere geschrieben haben. Lesen und fühlen, wie sich Worte bewegen, welche Bilder entstehen. Menschen und Situationen, Ereignisse und Geschehnisse lesen, um zu erschreiben, was das Lesen in mir beschreibt.
Mut – Beherzt das Wort ergreifen. Schrift einsetzen. Mut mich im Schreiben zu zeigen. Mut Dinge auszudrücken, die des Mutes bedürfen. Multiplikator werden. Und manchmal müde sein - vor lauter Unerschrockenheit.
Niederlagen – annehmen, einstecken und verwandeln. Transformieren.
Ohnmacht – Ohnmacht erleben, wenn die Worte nicht kommen, wenn die Buchstaben sich verdrehen, wenn erstarrende Stille entsteht, wenn Stummheit sich ausbreitet und kalt alles verschweigt.
Pläne – planen und verwirklichen, ergreifen und loslassen. Konzepte erstellen und ausklamüsern, Ideen aushecken und austüfteln, damit Pläne zu Ereignissen werden, damit Wunsch zu Wille wird. Planen und ändern – immer wieder neu.
Quadratisch – mit Ecken denken und Tangenten einbauen, aber den Umkreis nicht vergessen und die geometrischen Gebilde in Worte fassen.
Rufen – mit stillen Worten und durch geduldige Schrift. Anrufen, durchrufen und alarmieren. Vom Zuruf zum Aufruf, vom Sprecher zum Hörer, vom Schreiber zum Leser.
Stimme – meine eigene Stimme suchen und finden. Ihren Worten vertrauen, Spuren verfolgen und in geduldige Schrift umsetzen, die stumme Sprache zum sprechen bringen, schreiben um etwas zu sagen und die Quelle der Stimme zu sein.
Tippen – Worte auf der Tastatur eintippen und mein soziales Netz damit antippen. Mich trauen zu texten und Texturen zu erstellen, damit Diskurse eröffnet und geführt werden können. Mir treu bleiben und mich trauen zu schreiben.
Unsicher – unerkannt bleiben in der Unsicherheit. Ohne Rüstung und doppelten Boden in die Sichtbarkeit treten.
Verständnis – verstehen und um Verständnis werben. Einblick gewähren in die Werkstatt der Worte, mit Gespür, Takt und Fingerspitzengefühl. Ohne Verständigung verstehen wir uns nicht.
Wir – vom Ich zum Wir. Am Anfang war das Wort. Mit Worten einen Weg gehen, Brücken bauen, weben und Sätze im Dschungel des Alltags bilden. Vom Ich zum Du im Zwischenraum über die Sprache.
Zweifel – den Zweifel ernst nehmen und überwinden. Er führt mich, wenn ich mich nicht überführen lasse. Der Zweifel ist ein Kreativitätspotenzial, der sich gerne in den Arm nehmen lässt. Vom zaudern, zögern und zagen zum zwielichtigen Zwischenbericht.
Schreiben, um vom Ich zum Wir zu gelangen und die eigene Stimme erklingen zu lassen.
Lyrik
das Nichtwort
ausgespannt
zwischen
Wort und Wort
Hilde Domin
das Nichtwort
ausgespannt
zwischen
Wort und Wort
Hilde Domin
Von Ich zum Wir, was für ein Wunder wenn es gelingt ! Von Du zu Ich es ist gelungen.
AntwortenLöschenBis nächste Woche.
Josiane
Wunder Voll! Ja, es sind genau diese vielen Schichten, Fort- und Rückschritte im schöpferischen Prozess mit dem wir uns hingeben an unsere Mitwelt. Danke an D-Ich.
AntwortenLöschenDie Prägnanz deiner Gedanken ist ohnehin nicht gebunden an den Körper der Worte, dein Geist ist frei und dies ist die Wärme, das Kleid, das Bild worum sich alles gestaltet und webt. Prägnant ist auch die Wissenschaft, scharf kann der Verstand sein und gestalten, aber beides verbinden und hinführen, wonach? Geheimnis deiner Sprache, wundersam spaziere ich entlang, Text für Text ist ein Geschenk an meinen Geist. Weil ich es liebe Sprachkleider zu tragen, weil ich es danke, wer dies fühlt, und versteht. An Sophies Werk-Stadt gedacht:
AntwortenLöschenWENN
ICH
IN
DEINER
KLARHEIT
NUR
LEBEN
KÖNNTE
...............
SEHNT
ES
MIR
NACH
DER
POESIE
Liebe Sophie, schreiben hat mir immer viel bedeutet. Du hast mir klar gemacht warum. Danke. Jelle
AntwortenLöschenVielen Dank euch allen für die ermunternden Worte!
AntwortenLöschenIch werde weitermachen und Worte ordnen, verschränken, gewichten und hervorheben - so gut es geht.
Herzlich, Sophie