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Unterwegs. Im Kommen sein und trotzdem ankommen
Die Fragen des Woher und Wohin sind müßig. Fest steht aber, dass mein Lebensweg einmal begonnen hat und auch einmal enden wird. Das eine Wann ist mir bekannt, das andere nicht. Zugriff auf die Art und Weise des Abschreitens dieses Lebensweges habe ich unterwegs, zwischen den beiden Begrenzungspunkten, auf dem Weg – vielleicht, so ich diejenige bin, die meine Füße lenkt, also den Weg tatsächlich bestimmt.
Manchmal schnell, manchmal langsam, bewusst, unbewusst, stolpernd, schleichend, auf hohen Absätzen oder barfuß… Jeden Tag tragen mich meine Füße. Heute hierhin und morgen dorthin. Und zwischendurch heißt es ausruhen, ankommen. Ich war noch nicht alt und sehr erstaunt, daran erinnere ich mich noch, als ich verstanden habe, dass der Weg das Ziel ist und nicht das Ziel das Ziel.
Also, unterwegs sein. In Bewegung, auf dem Weg sein. Den Lebensweg vom Anfang bis zum Ende ab-laufen. Selbstverständlich innerlich UND äußerlich. Lebenslang Lernen (von der Wiege bis zu Bahre), keine unbegründeten Urteile, die Dinge immer wieder neu sehen, verweilen UND weitergehen. Das Leben bringt so allerlei daher, dieses Ereignis kommt auf mich zu und jenes. Manchmal viel auf einmal und hie und da gähnt Leere – scheinbar.
Die Fülle des Lebens lässt mich schnell sein (nur innerlich…). Ein Ereignis folgt dem nächsten, ich komme kaum zum Verschnaufen, bin im Kommen und gleichzeitig im Gehen, bin unterwegs und verliere den Bodenkontakt und den Blick in die Ferne – nach vorne sowie nach hinten. In solchen Momenten bewege ich mich wie auf einem Laufband (eine interessante moderne Einrichtung, die es möglich macht auf der Stelle in Bewegung zu sein).
Dazu verhalte ich mich. Komme näher (bin zuversichtlich), bleibe in sicherer Entfernung (bin ängstlich), gerate ins Straucheln (bin unsicher), stehe tanzend wieder auf (gewinne meine Souveränität zurück) und blicke um mich. Um all diese Bewegungsformen möglich zu machen braucht es Momente des Innehaltens, des temporären Ankommens bevor es weiter geht.
Zwischen der Einatmung und dem Ausatmen, zwischen Wachen und Schlafen, Vergessen und Erinnern gibt es einen Umschlagpunkt. Den Kreuzungspunkt in der Lemniskate, an dem der eine Zustand in den anderen übergeht – ein Wendepunkt, der mich von einem Schritt zum nächsten leitet und immer wieder auch zurückführt. Es ist der Punkt, an dem ich zu Hause bin.
Ich halte inne und schließe die Augen. Da gibt es Menschen, bei denen ich angekommen bin. Da gibt es Tätigkeiten, Fähigkeiten die bei mir (oder vielleicht in mir?!) angekommen sind. Die durch das Ankommen bei mir weiterkommen, weil sich der Schnittpunkt des Kommens und Gehens in meinem Herzen ein Nest gebaut hat. Ankommen heißt nicht langweilig werden, nein, ankommen heißt da sein, heißt das Leben annehmen, mit ihm mitgehen, in der Bewegung zu Hause sein.
Man kann im Leben ankommen (irgendwie mitmachen), bei Menschen ankommen (gut ankommen), bei sich selbst ankommen (in sich sein), beruflich (an der richtigen Stelle „sitzen“), gesellschaftlich (etwas zu sagen haben), ankommen… und trotzdem, im Kommen sein, suchend und fragend bleiben… ankommen, um wieder aufzustehen, weitermachen.
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