Montag, 12. November 2012

Mitarbeiter Interview an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft

1) Seit wann arbeiten Sie an der Alanus Hochschule und was sind Ihre Aufgaben?Ich arbeite seit April 2011 hier. Zunächst waren meine Aufgaben die Fachbereichskoordination und die Studiengangsentwicklung (Akkreditierungen). Jetzt bin ich für die Organisation des Studiengangs „Master Pädagogik“ zuständig, bin Ansprechpartnerin für die Studierenden, begleite die Seminare von Prof. Dr. Jost Schieren und das Forschungsprojekt „Waldorfpädagogik und Erziehungswissenschaft“. Außerdem gebe ich selber Seminare und mache noch vieles mehr was so anfällt. 

2) Was macht die Alanus Hochschule als Arbeitsplatz für Sie besonders?
Mich begeistert das Anliegen der Alanus Hochschule, die Hochschularbeit am Menschen auszurichten und den Blick auf Bildungsfragen dabei sowohl zu weiten als auch zu tiefen. Zum einen gilt es, verschiedene Traditionen und Werte zu erhalten und zum anderen innovativ, kreativ und phantasievoll den Studierenden einen Weg anzubieten, der uns alle in eine Bildungszukunft führt, die selber noch zukunftsfähig ist. Besonders wertvoll ist für mich das Anliegen des Fachbereichs Bildungswissenschaft, in dem ich beheimatet bin. Dort wird im Institut für Schulpädagogik und Lehrerbildung daran gearbeitet, die Waldorfpädagogik und damit das Vermächtnis Rudolf Steiners in Bezug auf Bildungs- und Erziehungsfragen gesellschaftlich diskursfähig zu machen.

3) Wenn Sie Studentin an der Alanus Hochschule wären, was würden Sie studieren?Ich habe den Masterstudiengang Pädagogik hier studiert und war damit sehr zufrieden. Wenn ich noch einmal jung wäre, dann würde ich mein Augenmerk mehr auf die Philosophie richten. Hier würde ich also gerne alle Veranstaltungen des „Studium Generale“ besuchen. Ansonsten würde ich gerne verschiedene Sprachen studieren.

4) Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?Ich hatte und habe schon immer zwei Neigungen, die nicht unbedingt kompatibel sind. Die eine richtet sich in die Vergangenheit. Als ich von den alten Ägyptern hörte, wollte ich Archäologin werden und das Leben unserer Vorfahren ergründen. Die andere Neigung richtet sich in die Zukunft. Ich wollte etwas Neues schaffen, neue Lebenswege suchen, an Utopien arbeiten. Mein Berufswunsch war „Zukunftsarchäologin“. Ich hoffte damals irgendwann eine umgekehrte Pyramide auszugraben, die nicht in den Himmel ragt, sondern in die Erde, gewissermaßen verkehrtherum. In dieser Vorstellung haben sich für mich Vergangenheit und Zukunft getroffen und gleichzeitig gespiegelt. Vielleicht bin ich immer noch dabei, diesem Mysterium im übertragenen Sinne näher zu kommen…

5) Was machen Sie am liebsten nach einem anstrengenden Tag an der Hochschule?Im Wald spazieren gehen, Freunde treffen und miteinander reden, ein gutes Glas Rotwein trinken…

6)  In diesem Jahr feiert die Alanus Hochschule 10 Jahre staatliche Anerkennung, im kommenden Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum. Was wünschen Sie der Hochschule für ihre weitere Zukunft?Ich wünsche der Hochschule, dass sie auf gesellschaftlicher Ebene weiterhin ihrem mutigen Weg treu bleibt und dabei gleichzeitig ihre eigenen spirituellen Wurzeln einbezieht. Das Innovative der Hochschule wird bestehen bleiben, wenn alle Mitarbeiter innovativ arbeiten und gleichzeitig wissen, warum sie das hier tun. Dazu bedarf es weiterhin eines wertschätzenden Umgangs miteinander und zukunftsfähiger Arbeitsweisen, denn die Mitarbeiter der Hochschule stellen sich in Bezug auf ihre Leistung, die späteren Kompetenzen der Studierenden positiv zu unterstützen, der Zukunft zur Verfügung .Um die Signale aus der Zukunft zu deuten und gesellschaftlich zu etablieren braucht es geschulte Wahrnehmungs- und Umgangsfähigkeiten. Ich wünsche der Hochschule, dass ihr Weg mit diesen Arbeitsweisen weit in die Zukunft hinein führt.

Sonntag, 4. November 2012

Ein Jahr nach deinem Verschwinden in die Stille. Zwiesprache mit Angela Albeck-Henke


Angela, dein Todestag jährt sich. Und du bist still - weiterhin. Tage reihen sich an Nächte, Wochen entstehen, Monate vergehen, jetzt ist es ein Jahr her. Tote schweigen eigentlich immer – sagt man. Sie sind fern und doch nah, anwesend und abwesend zugleich. Das große Schweigen hat sich in mein Herz gesenkt. Die stille Welt sieht schweigend anders aus, ihr Klang ist fein, zart und sanft.

Du warst kein Mensch des öffentlichen Wortes. Hattest keine große Position. Die Welt spricht nicht von dir. Und doch: Du hast ein Schicksalsnetzwerk hinterlassen. Deine Nächsten. Und auch Menschen, die einander nicht kannten. Sich aber jetzt, nach deinem Tod, durch deinen Tod, einander zugewandt haben. Dieses Netzwerk pulsiert. Du stehst in der Mitte, wie in einem Spinnennetz.

Und jeder bringt sein Bild von dir mit, seine Vorstellung. Das Bild, das in seinem Herzen lebt. Da kommen viele Bilder zusammen. Statische Bilder. Keiner von uns kann dich ersetzen. Kann an deine Stelle treten. Kann wissen, was du gedacht, gesagt, getan hättest. Du bist weg. Und wir sind hier. Eingebunden in irdische Notwendigkeiten. Wir müssen essen, schlafen, es warm haben. Aber wir begegnen uns. Welten treffen dabei aufeinander.

Das Leben ist nach deinem Tod nicht einfach weitergegangen. Nein, sie kamen schleichend, aber sie kamen, die großen Umwälzungen. Dein Tod hat alles verändert. Fragen aufgeworfen. Grundlagen erschüttert. Die Welt musste neu gefügt werden. Noch immer suchen sich verschiedene Puzzleteile. Das Werk ist noch im Entstehen, im Werden, im Kommen. Es ist noch nicht vollbracht, auch in seiner irdischen Zeitlichkeit nicht.

Dein Tod hat Rollen geöffnet, vakant gemacht, zur Verfügung gestellt. Wer übernimmt was? Und warum? Und vor allem: wie? Peinliche Fragen zwischen Menschen, die einander nicht unbedingt gut kennen. Du bist die Bezugsperson. Die große Schweigende. Gewissensfragen werden wach. Und die Frage, wie dein Drama in das eigene Lebensdrama passt, bleibt manchmal unbeantwortet.

Wir hängen alle voneinander ab, gehen auseinander hervor, bilden ein großes Ganzes. Aber niemand von uns hat den Überblick, niemand steht außen, wir alle bilden den Innenraum. Jeder für sich und einige für andere. Schicksalsnetzwerke überschneiden sich, bilden Systeme und Subsysteme. Manche sind trocken und staubig, einige blühen über Jahre und Jahrhunderte. Menschen sind Wesen in der zeitlichen Begrenzung.

Aber die Absicht zählt, so sagt man. Der Wille trägt. Du bist uns weit voraus. Vom Vorgeburtlichen, übers Irdische, bis ins Nachtodliche. Vielleicht bist du deinen ungeborenen Enkeln nah… Alles das, woraus wir hier bestehen, aus Wünschen, Sehnsüchten, Absichten, hast du hinter dir gelassen. Du hast dich auf den Weg in die Zukunft gemacht, in die Geistigkeit, durch die wir unsterblich sind. Wir müssen handeln, du kannst erkennen.

Treffen, einander begegnen, können sich Lebende und Tote, Vergangenes und Zukünftiges, Einsicht und Tat nur im Jetzt, im Gefühl, im Seelischen. Die Mitte ist warm und groß, wo sich Himmel und Erde berühren, aber nicht durchschaubar, nicht planbar, sondern geheimnisvoll. Manchmal fühle ich dich nah und erlebe einen Auftrag, den ich kaum annehmen kann. Und manchmal bist du fern, so dass ich mich nach irdischen Gesetzmäßigkeiten richten muss.

Es gibt mehr Fragen als Antworten und das hält uns wach. Nichts ist deutlich, keine Routine entstanden, sondern offene unbegangene Wege liegen vor uns. Was bliebe von einem Rätsel, wenn es gelöst würde? Der Kern des Menschen bleibt ein unerkanntes Wunder mit dem wir leben. Mal schlecht, mal recht. Was bleibt sind die Spuren, die du hinterlassen hast und denen wir nachspüren. Tag für Tag und Nacht für Nacht, solange wir da sind, herzlich leben. Unser Blick braucht die Weite, über Vergangenheit und Gegenwart hinaus – bis in die Zukunft: zu dir.