Freunde – wohin soll das eigentlich alles führen? – zur Neugestaltung beitragen – aktuelle Generation auf diesem Planeten – heutige Bedürfnisse und Träume meiner Generation – aus vollem Herzen gerecht werden – wofür ich eigentlich eintreten möchte – woran mache ich das fest? – dich fragen – einsetzen – an das Gute – Inspiration und Halt – Arbeit am Menschen – Stellung beziehen –konstruktive Gedanken – fester Glaube – Weltuntergang – Eindrücke und Reaktionen – Visions-Fest – Zukunft in die Hand nehmen – Interessierte – geistiger Platz – im Grünen debattieren – freudvolles Zusammentreffen – inhaltlich inspirierende Momente – lockeres Fest – Mitmenschen – die Zukunft gemeinsam gestalten!
Neulich bekam ich einen langen Brief von meinem Sohn, der mich sehr beeindruckt hat. Es handelte sich um eine Einladung zu einem großen Fest. Einem Fest mit Ausrichtung. Einige der Leser dieser Zeilen werden wissen, was hier gemeint ist. Oben genannte Begriffe, Sätze und Fragen waren in der Einladung enthalten. Ich war leider nicht dort. Und ich weiß auch nicht, was entstanden ist. Aber ich trage die Fragen und Gedanken in mir und spüre in mir nach, was die Frage nach Visionen und der Aufruf „Zukunft zu gestalten“ in mir auslöst.
Ihr drei, meine Kinder, seid nun erwachsen – bald gänzlich unabhängig. Jeder von euch geht einen Weg, seinen Weg und manchmal kreuzen sich eure Pfade, unsere Pfade. Ich bin stolz auf euch. Auf jeden Einzelnen von euch. Denn ich habe das Gefühl, dass ihr das tut, was in euch steckt. Als ich so alt war wie ihr jetzt, da bekam ich euch. Ihr wurdet meine Zukunft. Damals. Für viele Jahre. Und darüber bin ich sehr froh.
Ich war jung in den Jahren, als ich eins ums andere Mal Mutter wurde. Und es war keine einfache Zeit. „Tschernobyl“ war gerade geschehen – so wie jetzt „Fukuschima“. Jahrelang hatte ich gegen Atomkraft demonstriert – war nach Brockdorf gereist und bin mitunter in einen Kessel geraten, den die Polizei um uns geschlossen hatte. Über uns kreisten Hubschrauber – ich habe das Zittern kennen gelernt. Auf den Ostermärschen für den Frieden hingegen überwog die Hoffnung auf die Zukunft. Auch, wenn sie weit weg schien. Ich war davon überzeugt, dass nur die Politik von Bedeutung sei und in die Zukunft führen könne, wenn überhaupt irgendetwas.
Meine eigene Kindheit war davon geprägt, von Politik geleitet. Der Begriff „Pershing-II-Rakete“ war damals in aller Munde. Zuvor gab es den Deutschen Herbst und davor die Studentenbewegung. In all diesen Jahren lag Angst in der Luft. Revolte. Wir waren „dagegen“. Aber als ihr kamt, änderte sich meine Blickrichtung. Es war das Ende des kalten Krieges, die politische Situation war noch angespannt – aber nicht mehr ganz so bedrohlich.
Plötzlich war Zukunft gefragt. Persönliche Zukunft. Unabhängig von allem anderen. Es spielte weniger eine Rolle, wogegen ich war, sondern eher, wofür ich eigentlich eintrat. Ich spürte die Verantwortung, euer Leben in den ersten Jahren zu gestalten. Selber in mir ein JA für die Zukunft zu finden. Ich verzichtete auf mein Studium, auf Reisen, auf große Experimente. War oft unsicher und verzagt – aber euer Lächeln, euer kindliches Glück über einen Berg Kirschen hat mir immer wieder eine freudige Gegenwart geschenkt.
In der Vergangenheit war es nicht immer leicht. Durchwachte Nächte, Krankheiten, die Nöte des Alltags. Aber ich würde nicht sagen, dass irgendetwas in meinem Leben schief gelaufen sei. Nein. Das ist es nicht. Vieles ist anders gekommen, als ich es gedacht, geplant, gewollt oder je überschaut hätte. Aber das macht nichts. Ich bin meinen Weg gegangen, wir sind unsere Wege gegangen, manchmal stolpernd, manchmal langsam – und ihr habt Laufen gelernt. Erst an der Hand, dann allein. Menschen brauchen Menschen.
Jeder kennt das: Nicht immer wollen unsere Gedanken, unsere Gefühle oder unsere Füße in die gleiche Richtung. An dieser Stelle habe ich im Laufe der Jahre gelernt Entscheidungen zu treffen. Meine Verantwortung in Freiheit in die Hand zu nehmen und selber zu bestimmen, was ich tue. Fehler sind mir dabei durchaus unterlaufen.
Die Vergangenheit bringen wir mit, tragen sie durch unser Leben – und manchmal liegt sie nicht hinter uns, sondern reicht in die Gegenwart hinein - wenn wir davon nicht loskommen. Ganz ähnlich ist es mit der Zukunft, die ja für gewöhnlich irgendwie unerreichbar vor uns zu liegen scheint. Von Zeit zu Zeit kommt sie uns entgegen und überholt uns von vorne nach hinten. Worin wir uns erleben, das ist der gegenwärtige Moment - ein elastischer Augenblick.
Wenn ich heute auf mich schaue, dann kann ich nicht umhin zu bekennen, dass mein Blick auf menschliche Netzwerke gerichtet ist. Auf Menschen, die einander darin unterstützen, selbst zu dem Geheimnis vorzudringen, dass sie in sich tragen und sich daran beteiligen, die Samen, die in jedem von uns stecken, zum Keimen zu bringen - etwas zu tun. Wie schön zu erleben, dass ihr drei über die familiäre Bindung hinaus zu einem meiner Netzwerke gehört.
Ich glaube nicht, dass ich ohne euch drei dahin gekommen wäre, wo ich heute bin. Und dafür danke ich euch von ganzem Herzen. Gespannt bin ich, wohin eure Wege euch führen, was ihr in die Hand nehmt und welchen Sternen ihr folgt. Und ich freue mich sehr, wenn sich unsere Wege dabei immer wieder kreuzen.
Lyrik
das Nichtwort
ausgespannt
zwischen
Wort und Wort
Hilde Domin
das Nichtwort
ausgespannt
zwischen
Wort und Wort
Hilde Domin